0

Flucht und Rückkehr

Erinnerungen eines jüdischen Berliners 1920-1945

Erschienen am 15.06.2022
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783955655228
Sprache: Deutsch
Umfang: 386 S.
Format (T/L/B): 2.6 x 23.5 x 16.5 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

"Doch das scharfe Auge des Verfassers erschöpft sich nicht in anekdotenhaften Begebenheiten. Insbesondere die Teile über die erfolgreiche (heimliche) Ausreise aus Deutschland und die darauf folgende nervenzehrende Zeit des Wartens in London und Amsterdam bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs sind atmosphärisch dicht und gehören ungeachtet ihres eher unerquicklichen Gegenstandes zu den spannendsten Kapiteln dieses insgesamt lesenswerten Berichts." H-Soz-Kult (2006) »Der Chronist findet diskrete Formulierungen für das, was sein adoleszentes Ich als Unterwanderung und Zersetzung einer diasporischen Überlebenselite wahrnimmt. Werner rutscht bald aus dem Zivilleben in den Militärdienst. In einem Drugstore auf Richmonds Hauptstraße lässt er sich von einem mürrischen Sergeanten einschwören. Werner verstärkt das Heer der Eingezogenen. In diesem Prozess kollidiert die Mitte der Gesellschaft mit jenen Berufssoldaten, die sich den Herausforderungen einer bürgerlichen Existenz in der Armee entzogen haben und ihre Beschränktheit bei jeder Gelegenheit zum Maßstab machen.« Jamal Tuschick im Textland Blog, 31. Juli 2022

Autorenportrait

(1920-2010), als ältester Sohn einer bürgerlichen jüdischen Familie in Berlin aufgewachsen, emigrierte er 1939 in die USA. Als US-Soldat kämpfte er vom D-Day bis zum Kriegsende. In den USA lehrte er 35 Jahre als Professor für europäische Geschichte. Nach der Emeritierung zog Angress 1988 zurück nach Berlin.

Leseprobe

Wir flogen ganz tief über Guernsey und Jersey, um den dort platzierten deutschen Flugzeugabwehrkanonen auszuweichen. Dabei geriet die bisher sehr ordentliche Formation der Luftflotte auseinander. Kurz nachdem wir die Küste erreicht hatten, wurde die C-47, die neben uns flog, abgeschossen. Ein paar Minuten später merkten wir, dass auch unser Flugzeug getroffen war. Mein Fallschirm öffnete sich fast umgehend. Die Zeit war etwa 2.15 Uhr am 6. Juni 1944. Ich war erstaunt, dass ich keine weiteren Fallschirmspringer sehen konnte. Niemand schoss auf mich, was mich auch etwas verwunderte. Ich konnte in diesem Augenblick nicht wissen, dass unser Pilot von dem ihm gegebenen Kurs abgewichen war. Die beiden hintersten Springer unseres sticks, Captain Hawkins und Private Ford, landeten schon im Wasser. Außer mir, der zuerst gesprungen war, und den beiden Letztgenannten wurden alle anderen Springer unseres Flugzeugs innerhalb der nächsten zwei Tage gefangen genommen.